lunes, 4 de junio de 2012

Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt

Obwohl Ludwig Wittgenstein diesen berühmten Aphorismus im Zusammenhang mit erkenntnistheoretischen Annahmen und der Logik der Sprache benutzt, kann er sehr wohl auf die Übersetzung angewandt werden. Denn: Je mehr Sprachen man spricht, umso mehr Kulturen kennt man. Oder: Je besser man eine Sprache spricht, umso besser versteht man die Kultur.

Für einen Übersetzer ist es unabdingbar, die Kultur der zu übersetzenden Sprache zu kennen, denn Sprache hat eine ganz spezifische Beziehung zur Kultur: Sie ist einerseits selbst kulturbedingt und Teil der Kultur und andererseits Mittel zur Betrachtung und Beschreibung der Kultur. Eine gute Übersetzung eines Textes jeglicher Art, und ganz besonders eines literarischen Textes, stellt daher nicht nur einen Brückenschlag zwischen zwei Sprachen her, sondern auch zwischen zwei Kulturen. Die Übertragung eines Textes in eine andere Sprache beschränkt sich nämlich nicht auf die Sprache im Sinne einer grammatikalischen Struktur, sondern schließt die Sprache als Übermittler des Denkens, der Kommunikation und der Kultur mit ein.

Silke Depner